Atemarbeit ist Selbstregulation – körperlich und emotional
- philhuter
- 26. Okt.
- 3 Min. Lesezeit

Wir atmen ca. 25.000 Mal am Tag. Die Lunge arbeitet dabei über einen Luftweg von mehr als 2.400 Kilometern. Unser Herz schlägt etwa 100.000 Mal täglich. Es pumpt dabei rund 7.500 Liter Blut durch unser 100.000 km langes System aus Blutgefäßen und versorgt dabei unsere etwa 40 Billionen ! Zellen mit Sauerstoff, Nährstoffen und Informationen aus unserer Umwelt und Lebensweise. All das und noch viel mehr reguliert unser Organismus autonom – unglaublich beeindruckend. Stell dir vor, Du müsstest jeden Atemzug, ja jede Entscheidung über die Vorgänge in deinem Körper bewusst treffen.
Während eine Vielzahl lebenswichtiger Funktionen im Hintergrund laufen, haben wir durchschnittlich 70.000 Gedanken am Tag. Viele davon wiederholen sich, formen unser Verhalten, unseren Charakter und machen uns zu dem wer wir sind. Die Verarbeitung unserer (Selbst)Wahrnehmung läuft zu 95% unbewusst ab. Unser Gehirn unterscheidet bemerkenswerterweise nicht, ob wir etwas wirklich machen oder ob wir es uns gefühlt vorstellen. Denken wir daran wie real sich ein Traum anfühlen kann oder an die Spannung oder Freudentränen beim Lesen oder Filmschauen.
Unabhängig davon, ob eine Bedrohung real ist – wie einst durch den Säbelzahntiger – oder ob sie aus unserem selbstgeschaffenen Dauerstress resultiert: In beiden Fällen werden dieselben Bereiche unseres Gehirns aktiviert. Der Hypothalamus – unser Steuerzentrum für das vegetative Nervensystem und das endokrine System – spielt eine zentrale Rolle bei Stressreaktionen und bei der Hormonausschüttung über die Hypophyse. Er steht dabei in direktem Austausch mit der Amygdala, dem Dreh- und Angelpunkt unseres emotionalen Gedächtnisses, das Erlebtes mit Gefühlen verknüpft. Der Hippocampus speichert unsere Erinnerungen und bildet die Grundlage für unsere räumliche Orientierung. Auf dieser Basis bewertet der präfrontale Kortex eine Situation letztlich rational, bremst übermäßige Stressreaktionen ein und entscheidet über alternative Verhaltensweisen.
Warum ist es wichtig, diesen Prozess zu verstehen?
Weil Stress unseren inneren Filter schwächt: Wir verlieren an Impulskontrolle und Reflexionsfähigkeit. Zurück bleibt das Gefühl, getrieben zu sein – ständig auf der Flucht, oft ohne es zu merken und ohne klaren Grund. Wir bleiben häufig in der "Opferrolle" hängen und spielen nicht selten veraltete Programme ab, die nicht selten über mehrere Generationen hinweg, unreflektiert weitergegeben wurden. Der Schlüssel für unsere Gesundheit und unseren Seelenfrieden liegt im Verständnis für unsere Wahrnehmung, im Ausstieg aus destruktiven Rollen und in den Gestaltungsmöglichkeiten der bewussten Wahl.
Der Atem ist einer der wenigen physiologischen Prozesse, die wir selbst kontrollieren können. Die Ansteuerung des Vagusnervs entspannt unser Nervensystem. CO2 Toleranztraining verbessert zudem die Sauerstoffversorgung, stärkt unser Herz- und Kreislaufsystem und unterstützt unser Immunsystem. Über die begleitete Bewusstseinsarbeit entlasten wir uns emotional, fördern Heilungsprozesse und gestalten unser Leben. Wir legen Ballast ab, der uns nicht mehr dient und lassen die Energie wieder frei fließen. Der Präfrontale Kortex und die Zirbeldrüse sind dabei entscheidende Zentren für unser Bewusstseinsbildung. Wir nehmen wahr was wirklich ist und dürfen uns neu (er)finden, jetzt und hier, in diesem Moment..
Wie erlebst du das Zusammenspiel von Wahrnehmung und Stress in deinem Alltag?
Durftest du bereits Erfahrungen machen, die dir gezeigt haben, wie sehr konditionierte Denk- und Verhaltensmuster den klaren Blick für das Hier und Jetzt eintrüben?
Das Bewusstwerden des "persönlich Nehmens" und der "0pferrolle" war für mich selbst ein Augenöffner. Denk- und Verhaltensmuster zu ändern führt sehr häufig in ein "schlechtes Gewissen" und das wiederrum zu Stress. Häufig führt diese Grundlage in Suchtverhalten, zu Scham, Schuld und in die soziale Abgrenzung. Aus dieser Dynamik auszubrechen fordert die Bereitschaft zur Selbstliebe und Selbstfürsorge, mit der Bedingung seine gesunden Grenzen zu wahren. Das Schöne ist, es ist nie zu spät zu Lernen die eigenen Gefühle und Bedürfnisse wahrzunehmen und für sich einzustehen.


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